LINEATUREN | AUGSBURG CONTEMPORARY

Wodka Lime Veronika Wenger 2020 160 x 150 cm, spray, marker, tape on paper

Wodka Lime
Veronika Wenger 2020
160 x 150 cm, spray, marker, tape on paper
Photo: rhythmsection.de

Florian Lechner, Veronika Wenger

Veronika Wenger, Florian Lechner
Lineaturen, Augsburg Contemporary 2023
Photo: Florian Lechner

Florian Lechner, Veronika Wenger

Florian Lechner, Veronika Wenger
Lineaturen, Augsburg Contemporary 2023
Photo: Florian Lechner

Veronika Wenger, Augsburg Contemporary

Andreas Stucken, Xiao Tang, Veronika Wenger
Lineaturen, Augsburg Contemporary 2023
Photo: rhythmsection.de

LINEATUREN

VERONIKA
WENGER

FLORIAN
LECHNER

AUGSBURG
CONTEMPORARY
9.7. bis 5.8.2023

Art X Augsburg zeigt vom 9. Juli bis 5. August 2023 im Projektraum augsburg contemporary Arbeiten von Veronika Wenger und Florian Lechner

Veronika Wenger lotet in ihrem künstlerischen Schaffen die Möglichkeiten der Zeichnung aus. Zarte, wie hingehauchte Linien von poetischer Ästhetik kontrastieren mit kraftvollen, dynamischen Strukturen. Wengers Arbeiten entfalten sich zwischen den Polen der Abstraktion und der Gegenständlichkeit. Sie zeigen Anklänge an Architekturen, an Körper, an Schrift. Obgleich die Arbeiten einen Anlass in der gegenständlichen Welt haben, verliert im Laufe des künstlerischen Prozesses das Referenzobjekt seine Bedeutung. So bleiben auch vermeintliche Wörter in ihrer Unlesbarkeit reine Linien. Veronika Wenger arbeitet auf MDF, auf Papier und Pappe und nutzt neben verschiedenen Stiften auch Sprays. So entstehen teilweise leuchtende Farbflächen, die filigrane Linien überlagern.

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LINEATUREN | VERONIKA WENGER / FLORIAN LECHNER

LINEATUREN

VERONIKA
WENGER

FLORIAN
LECHNER

AUGSBURG
CONTEMPORARY
9.7. bis 5.8.2023
Eröffnung: 9.7.
11:00 bis 16:00

Art X Augsburg zeigt vom 9. Juli bis 5. August 2023 im Projektraum augsburg contemporary Arbeiten von Veronika Wenger und Florian Lechner

Mit „Lineaturen“ geht das Netzwerkprojekt „Art X Augsburg“ in die dritte Runde. Vom 9. Juli bis 5. August 2023 ist die Ausstellung im Projektraum augsburg contemporary in der Bergstraße 11 in Augsburg-Göggingen zu sehen. Kooperationspartner ist dieses Mal der Kunstverein Augsburg, der Arbeiten von Veronika Wenger zeigt. Die gastgebende Galerie Zweigstelle Berlin präsentiert Werke von Florian Lechner. Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 9. Juli 2023 um 11.00 Uhr ist die Künstlerin / der Künstler anwesend. Es besteht die Gelegenheit zu einem Künstlergespräch.

Veronika Wenger lotet in ihrem künstlerischen Schaffen die Möglichkeiten der Zeichnung aus. Zarte, wie hingehauchte Linien von poetischer Ästhetik kontrastieren mit kraftvollen, dynamischen Strukturen. Wengers Arbeiten entfalten sich zwischen den Polen der Abstraktion und der Gegenständlichkeit. Sie zeigen Anklänge an Architekturen, an Körper, an Schrift. Obgleich die Arbeiten einen Anlass in der gegenständlichen Welt haben, verliert im Laufe des künstlerischen Prozesses das Referenzobjekt seine Bedeutung. So bleiben auch vermeintliche Wörter in ihrer Unlesbarkeit reine Linien. Veronika Wenger arbeitet auf MDF, auf Papier und Pappe und nutzt neben verschiedenen Stiften auch Sprays. So entstehen teilweise leuchtende Farbflächen, die filigrane Linien überlagern.

Veronika Wenger (*1967) studierte Zeichnung, Video und Lithografie an der Akademie der Bildenden Künste in München. Ihre Arbeiten wurden im In- und Ausland gezeigt, u.a. in Amsterdam, Istanbul, London, Odessa, Berlin und Wuhan. Veronika Wenger lebt und arbeitet in München und Penna San Giovanni.

Florian Lechner ist ausgebildeter Bildhauer und hat sich als Künstler der Abstraktion verschrieben. In seiner künstlerischen Forschung setzt er sich mit ästhetischen Fragestellungen unserer zunehmend digitalen Welt auseinander. Lechner erschafft physische, digitale, virtuelle, bildhafte und plastische Räume. Die teils hybriden Prozesse resultieren dabei in abstrakten, ästhetischen Erfahrungsräumen in Form performativer Zustände. Lechners Arbeiten beschäftigen sich u.a. mit der ästhetischen Produktion und Rezeption, mit Themen der Abstraktion und Konkretisierung, mit Maß- und Unmaßstäblichkeit, mit Verstofflichung und Materialisierung. Der mediale Status im Bilderstrom unserer Zeit, die Konstituierung durch Verteilung, das Fluide und der Netzwerkraum sind Ausgangspunkte der künstlerischen Untersuchungen des Künstlers.

Florian Lechner (*1981) hat nach einer Steinmetz- und Bildhauerausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert und war Meisterschüler bei Prof. Hermann Pitz. Seine Arbeiten wurden u.a. in München, Frankfurt a.M. und Hannover gezeigt. Florian Lechner lebt und arbeitet in München und Freiburg.

Geöffnet ist die Ausstellung im Projektraum augsburg contemporary, Bergstraße 11, 86199 Augsburg, während der Eröffnung am Sonntag den 9. Juli von 11 bis 16 Uhr und anschließend bis 5. August jeweils freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Kontakt: Zweigstelle Berlin | Fon: +49(0)8251/871630 | Mail: info@zweigstelle-berlin.de

Infos zum Projekt und Terminvereinbarung: www.art-x-augsburg.de

Hinweis: RHYTHM SECTION1 5 2 3 8“ im Kunstverein Augsburg bis 30. Juli 2023

Die Künstlergruppe Rhythm Section besteht aus zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Sparten, die sich explizit und bewusst in ihrem Werk mit dem Thema „Rhythmus“ beschäftigen. Der wesentliche Kern, der die Gruppe verbindet, ist das Bekenntnis zu einer Hyperreflexivität im Umgang mit Rhythmus, nicht als Zwang, sondern als originäre Konstante. Der Austausch und die Dynamik, die aus einer solchen Zusammenstellung unterschiedlicher Vorgehensweisen und Medien entsteht, liefert dabei neue Ansätze für die Kunst und ihre Praxis. Die Ausstellung „1 5 2 3 8“ gibt erstmals einen retrospektiven Überblick über die verschiedenen Aktivitäten der Gruppe, die seit 2010 zusammenarbeitet und präsentiert Werke der Mitglieder:innen, darunter Veronika Wenger.

www.augsburg-kunstverein.de

www.rhythmsection.de

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LINEATUREN | BERNHARD LYPP

 

“Black Line”
Veronika Wenger 2020
100 x 70 cm, marker on paper

Das weiße Blatt und die leere Leinwand sind materielle Gegenstände, die den Dingen und Ereignissen zugehören, aus denen das Insgesamt der Welt besteht. Fassen wir sie jedoch als Gerüste einer Bühne auf, dann haben wir sie aus dem Sammelsurium der Welt aussortiert und nehmen sie als einen Rahmen wahr, mittels dessen das Sein der bloßen Vorhandenheit in Anführungszeichen gesetzt ist. Wir haben eine imaginäre Grenzlinie gezogen, die zwischen dem weißen Blatt, der leeren Leinwand und ihren realen Gegenstücken alltäglichen Lebens verläuft: das Bühnengerüst und was es sonst noch alles gibt. Aufgrund der Rahmung sind das Bühnengerüst und seine Umwelt kreiert als das jeweils andere ihrer selbst und das Blatt und die Leinwand sind zu primären Medien avanciert.

Aber die Anführungszeichen sind da, bevor die Sätze artikuliert sind, die zwischen ihnen zu stehen hätten. Wir haben die Klammern, aber das Eingeklammerte fehlt. Das Gerüst der Bühne ist leer. Insofern bleibt es in der Wiederholung des Alltäglichen stecken, in dessen Ausdruckslosigkeit der Beobachter hineinstarrt – wie umgekehrt diese ihn anstarrt. Wie bringt man in das wechselseitige Anstarren eine wie auch immer geartete Artikulation hinein, das ist die Frage. Und die Antwort auf diese Frage lautet paradox genug: Durch Sichtbarmachen des Unsichtbaren und Unsichtbarmachen des Sichtbaren. Das Geschehen auf der Bühne muss die materielle Welt verschwinden lassen und das Unsichtbare als eine imaginäre Welt zur Erscheinung bringen. Die Innenwelt der Bühne hat das Außen ihrer Umwelt in sich selbst einzuziehen und darin zu versammeln. Erst in dieser Doppelrahmung scheidet sich das Kunstwerk von seinen Gegenstücken in der realen Realität ab.

 

“Abgefratzt”
Veronika Wenger 2018
100 x 65 cm, marker, tape, acrylic and pencil on plastic

Der Anfang des Kunstwerks ist eine kontingente Setzung, ein Schnitt, der vom  Zufall dirigiert ist, ganz gleich ob der Vortrag brutal oder zögernd und tastend erfolgt. Das Kunstwerk betritt sein primäres Medium, das Bühnengerüst als ein Einschnitt, als eine „unterscheidbare Form“, als „eine Linie, deren Ziehung zwei Raumteile trennt und damit erzeugt“ (Luhmann) –  als jeweils andere Seite der anderen Seite. Die Arbeit kann sich nun auf beide Seiten und im Hin und Her zwischen ihnen erstrecken. Man markiert auf der einen Seite eine Stelle und muss schauen, was auf der anderen passiert. Im Vor und Zurück, im Vorher und Nachher hat sich ein Kunstraum hergestellt und zugleich hat dieser seine Eigenzeit gewonnen. Möglicherweise muss die gezogene Linie versetzt und an den Rand der einen Seite verschoben werden, um der anderen einen größeren Spielraum zu verschaffen. Was folgt sind Sequenzen von Verschiebungen und Verdichtungen, von Brechungen und Durchstreichungen, ein Arsenal von Linienkombinationen, bis die Arbeit innehält und die Schwerpunkte an andere Stellen verlegt – oder alle Markierungen entweder formenkombinatorisch oder buchstäblich zerfetzt werden, ein anderer Schnitt gemacht wird und ein neues Werk beginnt.

 

“VII”
Veronika Wenger 2017
100 x 65 cm, marker, pencil on plastic

Was haben wir als Beobachter gesehen, wenn wir uns das Kunstgeschehen derart vergegenwärtigen, worein sind wir involviert? Wir haben gesehen, wie sich bei der Herstellung eines dichten Geflechts von Beziehungen die Beobachtung der Eingriffe in das Geflecht auf sich selbst richtet. Wir haben gesehen auf welche Weise sich das primäre Medium des Bühnengerüsts in ein Beobachtungsmedium zweiter Ordnung verwandelt, das die Arbeit an diesem Geflecht und ihre Betrachter von psychischen Dispositionen entlastet und ein Abtasten von Formen freisetzt, die sich selbst zum Inhalt haben. Wir haben gesehen, wo Haltepunkte, Kehrtwendungen und Neigungswinkel entstehen, die sich jedem planerischen Zugriff entziehen. Und wir haben nicht gesehen auf welche Weise ein Problem gelöst wird, sondern wir sahen, wenn es glücklich ausgeht, wie man ein Rätsel installiert.

Kehren wir zu der Linie zurück, welche das weiße Blatt oder die leere Leinwand vertikal in zwei Hälften teilt und die getrennten Seiten in harter Fügung verklammert. Es verbietet sich, die Verlaufsform der Linie zu einem Schema zu verdinglichen und als ein Gleichnis zu lesen, dessen Bedeutung darin besteht, uns aus der alltäglichen Wahrnehmungs- und Meinungswelt in ein Reich idealer Klarheit zu transportieren. Es verbietet sich aber auch der umgekehrte Weg, der sie im Abgrund der Verblendung enden ließe. Vielmehr sind Aufstieg und Abstieg unterscheidungstechnisch auf einer Landkarte der Differenzen festgehalten und in die Verlaufsformen, die Umwege und in das Innehalten eines Zwischen-Seins überführt. Die Lineaturen der Landkarte verkörpern Klarheit und Verblendung gleichermaßen. Sie sind, obgleich vom Territorium alltäglichen Lebens abgetrennt, so weit von diesem nicht entfernt und metaphorisch mit ihm verbunden.

Bernhard Lypp
München 2020

Text erschienen im Katalog:
VERONIKA WENGER | DIE LINIE / THE LINE

 

“VI”
Veronika Wenger 2017
100 x 65 cm, marker, pencil on plastic
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